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Messe Husum & Congress (MHC) Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit

von Birger Bahlo

Husums Messe-Chefin Meike Kern weist auf die acht Arbeitsfelder für den Weg zur Nachhaltigkeit hin. Foto: WFG NF

Auch Nordfrieslands Unternehmer stehen vor einer der größten Herausforderungen ihrer Firmengeschichte. Sie müssen in Berichten und Buchhaltung nachweisen können, dass sie nachhaltig wirtschaften - und das nicht etwa nur mit dem Hinweis auf ihr Energiekonzept oder die Mülltrennung, sondern vor dem Hintergrund der international gültigen Nachhaltigkeitsziele. Die Wirtschaftsförderung Nordfriesland (WFG-NF) unterstützt in den Projekten "Grøn-Business" und "Klimaneutrale Wirtschaft NF" Firmen konkret bei diesem Prozess. Überzeugt vom starken Engagement der WFG, ließ sich auch die Messe Husum & Congress (MHC) auf ihrem Weg zur Umwandlung beraten.

"Wir haben von der WFG wertvolle Anregungen erhalten, die uns unserem Ziel, ökologisch nachhaltig zu wirtschaften, wieder ein Stück näherbringen", sagt Meike Kern, Geschäftsführerin der MHC. Sie ist sich sicher: "Das ist eine wertvolle Investition in die Zukunftsfähigkeit der Messe Husum, um nicht den Anschluss zu verlieren". Die Messewirtschaft in Deutschland habe sich bereits 2022 branchenweite Standards zur ökologischen Nachhaltigkeit gesetzt. Ein erstes Etappenziel sei, bis zum Jahr 2025 zu 100 Prozent Ökostrom einzusetzen. Kern: „Durch die Stadtwerke Husum haben wir dieses Ziel bereits erreicht. Doch es gibt viele weitere Punkte. “

Ihr gehe es nicht nur darum, ein entsprechendes Umwelt-Zertifikat zu erhalten, sondern auch um die Umsetzung einer persönlichen Überzeugung. Bereits 2008 hatte sie als Direktorin einer Textilmesse in Frankfurt am Main begonnen, einen nachhaltigen Auftritt zu etablieren. Umso mehr sehe sie die Verantwortung in ihrer neuen Position: „Als Ausrichter der Husum Wind, der Themenmesse für erneuerbare Energien mit internationaler Ausstrahlung, sehe ich uns hier noch einmal besonders in der Pflicht, unsere Nachhaltigkeitsziele konsequent zu verfolgen.“

Die Messechefin erinnert daran, dass nicht nur bei Bewertungen im Internet auf nachhaltiges Wirtschaften von Unternehmen Wert gelegt werde. Auch Partnerfirmen, Aussteller und Dienstleister seien längst sensibilisiert. "Nachhaltigkeit lässt sich aber nicht diktieren", sagt Meike Kern und suchte Anfang des Jahres in ihrem 35-köpfigen Team Mitstreiter für einen Nachhaltigkeits-Arbeitskreis. Der tagt mittlerweile einmal im Monat unter der Leitung von Johanna Hansen und Melina Mannebach-Nogueira. Insgesamt kümmern sich zwischen acht und zehn Mitarbeitende engagiert um acht definierte Felder: Ökostrom, Wertstoffe, An- und Abreise, Mobilität, Recycling, Beschaffung/Logistik, Wasser und Catering.

Im Mai nutzte Meike Kern ergänzend einen von der Wirtschaftsförderung und der IHK angebotenen Workshop im NIC, dem von der WFG betriebenen Innovations-Center in Niebüll. Vermittelt wurde, wie die eigenen CO2-Emissionen konkret ermittelt und bewertet werden. Danach gilt es zu entscheiden, was als nächstes auf dem Weg zur wettbewerbsfähigen Messe zu tun ist.

Der Nachhaltigkeits-Arbeitskreis der Messe arbeitet konkrete Punkte ab. Eines der interessanten Beispiele dürfte das Recycling der mehrere hundert Meter langen Teppiche sein, die bei der Husum Wind in den Hallen verlegt werden. Außerdem werde mit der Bahn über Sonderkonditionen für Messe-Besucher verhandelt, um die Anreise ohne Auto attraktiver zu gestalten. Gleichzeitig sollen auch Parkplätze für Radfahrer ausgeweitet und mobile Fahrradständer eingesetzt werden. Auch das Catering stellt im Messebetrieb eine bedeutende Stellschraube dar. Die MHC setzt hier auf ein Hauscatering, das saisonal, fleischarm, vielfach aus ökologischem Anbau bzw. von regionalen Höfen liefert und bei der Essensausgabe auf Mehrweggeschirr verzichtet.

Weitere Ziele, die der Arbeitskreis verfolgt: Wo es nur geht, soll von Papier auf digitale Angebote umgestellt werden. Wasserhähne in den Sanitärräumen sollen nicht so lange nachlaufen wie bisher. Und es werde geprüft, ob die Leichtbauhallen statt mit Öl mit Ökostrom beheizt werden können. "Es gibt immer etwas zu verbessern“, sagt Meike Kern. „Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland bietet dabei eine gute Unterstützung, weil sie sich an eine gesamte Region wendet. Und nur dann, wenn viele Unternehmen der Region gemeinsam vorangehen, werden wir eine breite Wirkung erzielen.“

Info

Damit Unternehmer bei dem komplexen Prozess nicht wie der Ochs vor Berge stehen, hilft ihnen die Wirtschaftsförderung Nordfriesland ganz konkret mit zwei Projekten:

Klimaneutrale Wirtschaft NF:

Dieses Projekt knüpft daran an, dass Nordfriesland ohnehin schon Vorreiter bei der Nutzung erneuerbarer Energien und der Umsetzung von Bürgerenergie-Projekten ist. Schleswig-Holstein will klimaneutrales Industrieland werden. Das Projekt „Klimaneutrale Wirtschaft NF“ möchte Unternehmern zeigen, wie das gelingen kann in dieser ländlichen Region, geprägt von kleinen und mittelständischen, handwerklichen und touristischen Betrieben.

Grøn-Business:

Das Interreg-Projekt unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) dabei, ihre Abläufe nachhaltiger auszurichten. Es sollen gerade den kleineren Firmen in der dänisch-deutschen Grenzregion, die keine eigene Nachhaltigkeitsabteilung unterhalten können, Schritte zu einer nachhaltigeren Unternehmensstrategie aufgezeigt werden.

Klimabilanz: WFG-NF bietet kostenlose Beratung von KMU

von Birger Bahlo

Niels Christiansen mit Teilnehmenden bei einem Nachhaltigkeits-Workshop im Vorjahr. Foto: WFG-NF

Banken achten bei der Vergabe von Krediten immer öfter darauf, ob Betriebe sich sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig verhalten. Das kann sich auf Entscheidungen über die Höhe der Zinsen auswirken. Und bald fordern auch große Unternehmen in ihren Wertschöpfungsketten umfangreiche Informationen bei Zulieferern bezüglich Nachhaltigkeit an. Daher müssen sich auch Unternehmen mit wenigen Mitarbeitenden darum kümmern, eine Klimabilanz ihrer Arbeitsweise vorlegen zu können. Gesetzliche Pflicht für alle wird es ohnehin.

Was ist konkret im Betrieb zu tun? Welche Bereiche der Unternehmensführung gehören dazu? Und was sind Stellschrauben für den Umbau zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise? Die praktischen Schritte erläutert das nordfriesische Beratungsunternehmen „Sustaineration“ in Kooperation mit dem Projekt „Grøn“ der Wirtschaftsförderung Nordfriesland (WFG-NF) in einem Paket aus zwei Workshops und einer individuellen Beratung – alles kostenlos. Um den größten Nutzen für die interessierten Unternehmer zu erzielen, ist der Kreis der Teilnehmenden auf zehn beschränkt. Der erste Workshop findet am Freitag, 18. Oktober, 9 bis 16 Uhr, bei der Beratungsfirma Sustaineration, Rote Pforte 6 in Husum statt.

In intensiver Zusammenarbeit in dem exklusiven Kreis geht es darum, nachhaltige Arbeitsweise im Betrieb zu erkennen, sie zu verbessern und letztlich eine Klimabilanz zu erstellen – ähnlich anderer betriebswirtschaftlicher Kennzahlen.

Anmelden können sich ausschließlich nordfriesische Betriebe mit bis zu 25 Mitarbeitenden über dieses Portal: https://event.wfg-nf.de, oder telefonisch bei Christina König 04841 6685-26.

Die Veranstaltung wird im Rahmen des Interreg6a-Projektes GrønBusiness durchgeführt und gefördert durch Interreg Deutschland-Danmark mit Mitteln der EU.

Wirtschaftsförderung Nordfriesland unterstützt Gründer

von Birger Bahlo

Nicht jede Windel passt jedem Kind, somit packt Merle Techow die Mietpakete abgestimmt auf die Statur der Kinder in die Versandkisten. Foto: Privat

Von der Geburt ihres Babys bis ins Kleinkindalter stopfen Eltern 1,5 Tonnen Plastik in ihre Restmülltonne – allein mit Einwegwindeln. Merle Techow, Jahrgang 1992, aus Bredstedt (Nordfriesland) wurde wegen der Müllmenge nachdenklich, nachdem ihre Tochter zur Welt gekommen war. Auf einmal reichte der Abfallbehälter nicht mehr aus. Als ihre Hebamme sie und ihren Mann auf Stoffwindeln als hervorragende Alternative aufmerksam machte, war sie prompt Feuer und Flamme, musste sich aber anfangs in ihrem Umfeld gegen etliche Vorurteile zur Wehr setzen. „Das ist doch wie zu Omas Zeiten“, hieß es voller Skepsis.

Heute ist Merle Techow zertifizierte Stoffwindelberaterin, vermietet mit eigener Firma „Mümmelmors“ bundesweit Probe-Pakete voller verschiedener Stoffwindeln im Wert von 900 Euro. So können Familien in Ruhe testen, welche Marken und Systeme für ihr Kind am besten geeignet sind. Dazu gehört die Betreuung während der Mietzeit mit Anleitungen und Hinweisen auf Hersteller und Shops. Die Gründerin hat seit Oktober 2022 mehr als hundert Familien auf dem Weg zum nachhaltigen Wickeln begleitet. Den steilen Erfolg vom Start weg hat sie der gezielten Gründungsberatung in Nordfriesland zu verdanken, sagt sie.

Um Kapital für die Gründung zusammen zu bekommen, verkaufte die Familie anfangs sogar ihren Zweitwagen. „Richtig Schwung hat mir dann aber im Vorjahr der Sieg im Gründungscamp gegeben, wo ich eine zwölfköpfige Jury von meinem Konzept der ,Wickelwende Nordfriesland’ überzeugen konnte – darauf bin ich unheimlich stolz.“ Stoffwindeln seien atmungsaktiv und chemikalienfrei, umweltschonend „und sanft zur weichen Babyhaut“. Zudem könnten Kinder früher trocken werden.

Das Gründungscamp, aus dem sie als Siegerin hervorging, veranstalten die Wirtschaftsförderung Nordfriesland (WFG NF), die IHK und der Kreis Nordfriesland jährlich. Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro hatte die Nord-Ostsee-Sparkasse gestiftet.

Merle Techow will gerne erzählen, worauf sie den Erfolg ihrer Firmengründung zurückführt. „Ich will anderen Mut machen, an ihren Traum zu glauben und die in Nordfriesland großartig organisierte Gründer-Beratung ebenfalls zu nutzen.“ Sie kommt richtig ins Schwärmen. So habe sie durch Jan-Christian Mahrt als Gründer-Berater der Wirtschaftsförderung eine Rechtsanwältin vermittelt bekommen, mit der sie ihren Mietvertrag durchsprechen konnte. Der Vertrag geht mit dem Stoffwindel-Paket auf die Reise zu den Kunden. Genutzt hätten ihr auch Workshops unter anderem im Niebüller Innovations-Center (NIC), wo sie im Gespräch mit Referenten und anderen Start-ups weitere Antworten auf ihre vielen Fragen gefunden habe. Wer liefert Fotos und Texte für den Internetauftritt? Wie erhöhe ich die Sichtbarkeit in Suchmaschinen? Wie lassen sich Kundenbewertungen einbinden?

Aus dem Netzwerk der Wirtschaftsförderung NF habe sie jederzeit einen wichtigen Rat bekommen. „Mir half beispielsweise ein Steuerberater, wie genau ich Kosten für Strom und Wasser ermitteln und betrieblich absetzen kann.“ Die Probe-Pakete würden nach Rücksendung komplett durchgewaschen.

„Im Hintergrund half mir meine Mutter und betreute unsere Tochter.“ Neben der Firmengründung arbeitete sie pro Woche einen Tag in einer Kinderarztpraxis als Medizinische Fachangestellte – „bei all dem bekomme ich von Omas und Opas tolle Unterstützung, und mein Mann macht die ganze Buchführung für Mümmelmors.“

Der Firmenname lag nahe, da die Familie stets Kaninchen hält. „Daher kam mir schnell der Name Mümmelmors in den Sinn, und als Logo habe ich mich für einen niedlichen Hasen in Stoffwindeln entschieden.“

Info

WFG, IHK und der Kreis Nordfriesland haben ein engmaschiges Netz an Hilfen für Gründer geknüpft, Details auf http://www.bit.ly/startup-nf

Gründungscamp:

Im Ideenwettbewerb der IHK, WFG und dem Kreis Nordfriesland erhalten Startups individuelle Unterstützung, ein breites Netzwerk sowie die Chance auf insgesamt 8.000 Euro Preisgeld.

Wirtschaftsnaher Förderfonds:

Der Kreis fördert Produktentwicklungen und Markteinführungen im Kreisgebiet mit bis zu 7.500 Euro pro Unternehmen. Sie müssen die UN-Nachhaltigkeitsziele erfüllen, innovativ sein und die Region voranbringen.

Gutscheine:

Der Kreis finanziert externe Gründungsberatungen jeweils mit bis zu 250 Euro.

Businessplanspiel:

IHK und Wirtschaftsjunioren lassen Schüler in Nordfriesland fiktive Firmen gründen, die gegeneinander in Wettbewerb treten. Gefragt sind Kreativität und kluge unternehmerische Entscheidungen. Die besten Ideen werden mit attraktiven Geldpreisen ausgezeichnet.

Wirtschaftlicher Nutzen des Sports

von admin

Kegelsporthalle Husum
Blick in die Husumer Kegelsporthalle. Foto: Verein Husumer Kegler

Beim jüngsten Wirtschaftsstammtisch in Husum wurden Stimmen laut, die von der Stadt mehr Initiativen und Investitionen für die Wirtschaft forderten und zugleich monierten, dass stattdessen der Fokus mehr auf dem geplanten Sport- und Freizeitzentrum liege.

Dabei wird leicht übersehen, dass Sport ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist, denken wir nur an Sportstättenbau, Geräte, Kleidung und Schuhe, die für den Schul- und Freizeitsport auch in Husum erworben werden. Auch die Pflege der Sportanlagen ließe sich mitzählen, ebenso wie die Busse der Vereine, um die Sportler zu ihren Wettkämpfen zu fahren. Belegt hat das vor wenigen Jahren der Landessportverband, der landesweit von einem Finanzvolumen von fünf Milliarden Euro ausging. Ich habe das damals auf Husum heruntergebrochen und kam auf fünf Millionen Euro jährlich, die allein der Kauf von Sportartikeln in die Kassen des Handels spült. Arbeitsstunden von Vorständen und Abteilungsleitern sparten der Stadt zudem 381.600 Euro.

Ein Wirtschaftsfaktor ist demnach auch diese Neuigkeit: Der Verein Husumer Kegler verschmilzt aller Voraussicht nach mit dem Husumer Sportverein von 1875. Ich kam darauf mit Detlev Hansen, dem Vorsitzenden des Husumer Sportvereins, ins Gespräch. Offiziell entscheiden wollen die Kegler am 26. März. Einen Tag später votiert der Husumer Sportverein seit 1875. Danach sind in einem Vertrag Einzelheiten zu klären.

In guter Erinnerung sind Zeiten, als rund 800 Kegler in der Husumer Kegelsporthalle an der Schleswiger Chaussee auf zwölf Bahnen ihrem Hobby nachgingen. Heute sind es noch etwa hundert Kegler. Auch deswegen will der Verein mit dem Husumer Sportverein verschmelzen. Der würde laut Hansen somit von rund 2700 auf 2800 Mitglieder anwachsen.

Vor dem Hintergrund, dass sich der Bau des Sport- und Freizeitzentrums weiter verzögern soll, hätte der Husumer Sportverein durch die Verschmelzung mit den Husumer Keglern die Option, das Grundstück an der Schleswiger Chaussee und die Kegelsporthalle weiter zu entwickeln. Den Keglern würde eine reduzierte Zahl an Bahnen ausreichen, womit die verbleibenden Flächen den zunehmenden Raumbedarf des Sportvereins decken helfen könnten.

Und jede Investition dort in den Sport ist schon wieder ein Nutzen für die Wirtschaftsbetriebe in der Region.

 

Der Kegelsport in Husum behält seine Heimat an der Schleswiger Chaussee, aber die Immobilie wird "neu erdacht". Symbolfoto: George Rudy/Shutterstock

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